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19.06.2019

Verlängerungsnagel lässt verkürzte Kinderbeine schonend wachsen

Dr. Kerstin Remmel, Chefärztin der Kinderorthopädie der Cnopfschen Kinderklinik, zeigt den neuen vollbelastbaren Verlängerungsnagel im Vergleich zum äußeren Fixateur. Foto: Diakonie Neuendettelsau/Claudia Pollok

Für Dr. Kerstin Remmel, Chefärztin der Kinderorthopädie der Cnopfschen Kinderklinik, ist der ganzheitliche Ansatz in der Medizin entscheidend. Bei ihren jungen Patienten betrachtet sie deshalb auch die psychologischen Auswirkungen der Behandlung. Mit dem „vollbelastbaren Verlängerungsnagel“ hat die Kinderorthopädin nun eine neue, deutlich schonendere Methode zum Ausgleich unterschiedlicher Beinlängen in der Cnopfschen Kinderklinik etabliert. Dabei wird der Knochen ohne äußere Fixierung verlängert. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend.

Die Cnopfsche Kinderklinik hat eine neue Methode zur Beinverlängerung bei Kindern und Jugendlichen eingeführt. Dr. Kerstin Remmel, die seit Anfang des Jahres die Kinderorthopädie als Chefärztin führt, setzte einem jungen Patienten erstmals einen sogenannten „vollbelastbaren Verlängerungsnagel“ ein, um das verkürzte Bein um sechs Zentimeter zu verlängern. Mit Erfolg: Nach nur zwei Monaten konnte die Beinlängendifferenz mit der neuen High-Tech-Methode ausgeglichen werden.

Während eine Beinverlängerung bisher nur durch einen äußeren Fixateur behandelt werden konnte, wird der Verlängerungsnagel bei einer Operation im Bein implantiert. „Mit einem von außen angelegten Magneten werden die Nagelenden zwei Mal pro Tag um ca. einen Millimeter auseinandergedrückt“, erklärt Dr. Remmel. „Das ist für die Patienten viel angenehmer, als über Wochen ein durch die Haut am Knochen befestigtes Haltesystem tragen zu müssen.“

Der vollbelastbare Verlängerungsnagel ist in Deutschland seit Februar erhältlich. Während das Vorgängermodell noch aus Titan war, ist der neue Nagel aus Stahl. „Der neue Verlängerungsnagel ist stabiler und überträgt die magnetische Wirkung besser. Das fördert das Knochenwachstum. Denn je mehr ein Knochen beansprucht wird, desto schneller wächst er.“ Dr. Remmel ist es wichtig, dass sie ihre Patienten so schonend wie möglich behandeln kann. Je nach Ausprägung der Beinverkürzung wird die neue Methode künftig angewandt.

Körper und Psyche – ein ganzheitlicher Ansatz in der Kinderorthopädie

Die Kinderorthopädin fördert aber auch bei anderen Erkrankungen die Auseinandersetzung mit psychologischen Auswirkungen: So hat eine Studentin eine Umfrage mit Patienten der Kinderorthopädie durchgeführt, die unter Morbus Perthes leiden. Bei der Behandlung dieser Hüfterkrankung dürfen Kinder und Jugendliche über Jahre nicht aktiv Sport machen, hüpfen oder springen – eine große Herausforderung für Kinder und Eltern, wie Dr. Remmel weiß: „Die Umfrage ergab, dass Kinder insbesondere unter der Bewegungseinschränkung leiden, während Eltern es als Belastung empfanden ihre Kinder leiden zu sehen und das Gefühl hatten, ihnen nicht helfen zu können.“

Aktuell ist eine zweite Studie bei Kindern und Jugendlichen mit einer Skoliose – einer Wirbelsäulenverkrümmung - geplant. Um die Krümmung der Wirbelsäule aufzuhalten, müssen Kinder und Jugendliche Tag und Nacht ein Korsett tragen. „Unser Ziel ist es auch hier Kinder und Jugendliche umfassend bei der Behandlung zu unterstützen - medizinisch und psychologisch“, sagt Dr. Remmel.